David & Goliath.

  • 24.10.2014

  • Als ich auf der Hannover Messe 2012 erfuhr, dass es in China Usus ist, chinesische Wanderarbeiter einzustellen für die Durchführung inländischer Infrastrukturprojekte unter der Ägide westlicher Unternehmen und deren Ingenieure, bin ich persönlich fast vom Glauben abgefallen. Nicht nur, dass in dieser Konstellation die oben erläuterten Kommunikationsmuster und Lernrepertoires eine entscheidende Rolle spielen - hinzu kommt ebenso der Ausbildungsgrad dieser beiden Personengruppen, und der Unterschied zwischen beiden ist größer kaum vorstellbar. 

    weiterlesen...

    Der Vorhalt.

  • 22.10.2014

  • Ein typisches Mittel in der abendländischen Gerichtspraxis ist der Vorhalt: Hier hält das Hohe Gericht seinem Gegenüber einen Tatbestand vor in folgender Form: "Sie haben ausgesagt, dass Sie am Dienstagabend dort waren." Dieser eine Satz wird dem Ansprechpartner vorgehalten, nicht mehr. Anschließend lehnt das Hohe Gericht sich zurück und wartet.

    Normalerweise braucht es dies auch nicht lange zu tun, da der Angesprochene gedanklich den Vorhalt durchgeht: "War ich am Dienstagabend dort? Stimmt das? Moment, ich muss nochmal überlegen ... Doch!" Nach diesem inneren Zwiegespräch öffnet er den Mund und sagt: "Ja, ich war an besagtem Dienstag dort." Das Hohe Gericht hat seine Antwort erhalten, obwohl es doch eigentlich gar keine Frage gestellt hatte, sondern nur einen Sachverhalt vorgestellt hatte. Daraufhin hat der Angesprochene diesen Vorhalt selbständig innerlich überprüft und darauf entgegnet. Ein ganz natürlicher Vorgang würden Sie sagen? Total normal?

    Dann haben Sie noch nie eine deutsche Gerichtsverhandlung mit chinesischen Teilnehmern erlebt.

    weiterlesen...

    Chinesischer Hauskauf.

  • 30.08.2014

  • Ein paar Tage vor dem Weihnachtsfest erreichte mich in meiner Rolle als Vereidigte Dolmetscherin der Anruf einer Chinesin: Sie und ihr Mann waren im Begriff, sich ein Haus zu kaufen, und der Notar hatte sie darauf hingewiesen, dass bei Verlesung des Vertrages ein Vereidigter Dolmetscher zugegen sein müsse. Sie als Ehefrau und Mitkäuferin könne dies nicht leisten, da Neutralität gewährleistet sein müsse. Der Termin sei in wenigen Tagen anberaumt. 

    "Der Termin dauert eine Stunde oder so - mein Mann kann nicht so gut Deutsch wie ich, dafür müssen Sie da sein." Bereits in weihnachtlicher Vorfreude bot ich der Frau einen wirklich freundschaftlichen Preis an: "Gut, wir wollten auch nicht mehr als unsererseits eingeplant für das Dolmetschen bezahlen! Ja, den Vertrag sende ich Ihnen noch zu ..." Kurz darauf erhielt ich ihre E-Mail mit einem dreizehnseitigen Vertrag, der alle Details des Kaufs beinhaltete. Die exakte sprachliche Vorbereitung hätte ein Mehrfaches der Verlesungszeit beim Notar gebraucht. 

    weiterlesen...

    Archiv