VOCATION # Experiences.

  • 25.10.2014

  • Immer wieder stelle ich bei Ausländern, die in Berührung mit China kommen, deren Faszination fest: Die Ausmaße dortiger Projekte sind ebenso faszinierend wie erschreckend, verbunden mit dem durch das Vielfache an Menschen erzeugten Tempo.

    Viele dieser ‚China-Geschockten’ – denn es handelt sich eindeutig um einen Kulturschock – versuchen, ihre ersten und in der Tat erschlagenden Eindrücke an ihnen bekannten Maßstäben zu ordnen: Die Delegation mitsamt Bürgermeister, der Vergleich mit Fußballfeldern, einer der 200 reichsten Männer Chinas, etc.

    Ebenso argumentieren viele China-Berater in der Erklärung von China: Wirtschaftszahlen und geographische Daten werden heruntergebetet, Pro-Kopf-Vergleiche angestellt, ein chinesischer Beamter mit einem deutschen gleichgesetzt, die unglaublich komplizierte Schrift mit ihren Millionen Schriftzeichen erwähnt (in Wahrheit sind es 60.000, und für den Alltag genügen etwa 3 - 5.000).

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    David & Goliath.

  • 24.10.2014

  • Als ich auf der Hannover Messe 2012 erfuhr, dass es in China Usus ist, chinesische Wanderarbeiter einzustellen für die Durchführung inländischer Infrastrukturprojekte unter der Ägide westlicher Unternehmen und deren Ingenieure, bin ich persönlich fast vom Glauben abgefallen. Nicht nur, dass in dieser Konstellation die oben erläuterten Kommunikationsmuster und Lernrepertoires eine entscheidende Rolle spielen - hinzu kommt ebenso der Ausbildungsgrad dieser beiden Personengruppen, und der Unterschied zwischen beiden ist größer kaum vorstellbar. 

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    Der Vorhalt.

  • 22.10.2014

  • Ein typisches Mittel in der abendländischen Gerichtspraxis ist der Vorhalt: Hier hält das Hohe Gericht seinem Gegenüber einen Tatbestand vor in folgender Form: "Sie haben ausgesagt, dass Sie am Dienstagabend dort waren." Dieser eine Satz wird dem Ansprechpartner vorgehalten, nicht mehr. Anschließend lehnt das Hohe Gericht sich zurück und wartet.

    Normalerweise braucht es dies auch nicht lange zu tun, da der Angesprochene gedanklich den Vorhalt durchgeht: "War ich am Dienstagabend dort? Stimmt das? Moment, ich muss nochmal überlegen ... Doch!" Nach diesem inneren Zwiegespräch öffnet er den Mund und sagt: "Ja, ich war an besagtem Dienstag dort." Das Hohe Gericht hat seine Antwort erhalten, obwohl es doch eigentlich gar keine Frage gestellt hatte, sondern nur einen Sachverhalt vorgestellt hatte. Daraufhin hat der Angesprochene diesen Vorhalt selbständig innerlich überprüft und darauf entgegnet. Ein ganz natürlicher Vorgang würden Sie sagen? Total normal?

    Dann haben Sie noch nie eine deutsche Gerichtsverhandlung mit chinesischen Teilnehmern erlebt.

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