Chinesische Schulungen.

  • 16.07.2014

  • Während meiner Zeit im Aufbau eines deutsch-chinesischen Joint Ventures führte ich selbst mit chinesischen Kollegen technische Schulungen durch. 

    Die zu schulenden Chinesen waren allesamt vom chinesischen Joint-Venture-Partner entsandt worden und zuvor in dessen Herstellung tätig. Es gab von chinesischer Seite genaue Vorgaben, wer in welchem Feld auszubilden sei. Auch, wenn sich im Rahmen der Ausbildung zeigte, dass einige Qualitäten möglicherweise in anderen Feldern besser gelagert waren, war hier keine Änderung möglich.

    Die deutschen Ausbilder, selbst seit langen Jahren Meister in den entsprechenden technischen Gebieten, bemerkten selbst die andere Lerngeschwindigkeit der Chinesen. Sie hatten meist einfach gebildete Arbeiter vor sich, die kein Englisch beherrschten.

    Vor allem die Art der Verständnisses ist eine andere: Derweil wir als Deutsche mit profunder schulischer Allgemeinbildung und Ausbildungsgang in einem technischen, wirtschaftlichen oder auch sprachlichen Fachgebiet meist in der Lage sind, ‚querzudenken’, Analogien herzustellen, gewisse Strukturen und Muster auszumachen und uns anhand derer auch in neuen Lernbereichen zu orientieren, erscheint mir – auch bei Chinesen des gleichen Bildungsniveaus – das chinesische Denken oft punktbezogener, pragmatischer, weniger abstrakt.

    Dies mag an dem noch immer stark frontal gestalteten chinesischen Bildungswesen liegen, in dem ein Schwerpunkt auf Auswendiglernen liegt. (Dies machte in den Jahrhunderten chinesischer Lernkultur den Fokus chinesischen Lernens aus, auf dem langen Weg zum Mandarin, dem Berater des Kaisers). Dabei vermisse ich oft das Denken in Alternativen, im Sinne eines ‚Was wäre noch möglich?’. Meist hängt die Ausgeprägtheit dessen vom Bildungsgrad des chinesischen Gegenübers ab. Dies wird sicherlich eine kulturelle Barriere darstellen, zumal für einen deutschen Ingenieur, der effizient Inhalte übermitteln möchte, in einem dafür vermutlich eng gesetzten Zeitrahmen.

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